Woyzeck bei Darstellendem Spiel der 13. Klasse neu aufgelegt

Liebe, Klassenunterschied und Mord durch Eifersucht. Sind das heute immer noch aktuelle Themen? „2023 – Der Fall Woyzeck“ das Theaterstück der 13. Klasse des Beruflichen Gymnasiums (BG) geht diesen Fragen auf den Grund und überlässt die Beantwortung ihren Zuschauern/-innen.

Mit dem an Büchners Klassiker „Woyzeck“ angelehnten Theaterstück begeisterten die Schüler/-innen der Klasse 13 BG der Kaufmännischen Schulen Marburg (KSM) unter der Leitung von Sonja Mahr und Simone Petzoldt den Zuschauerraum. Innerhalb von neun Monaten stellten diese das Theaterstück „2023 – Der Fall Woyzeck“ auf die Beine.

Anfang des Schuljahres 2022/23 hatten sich einige Schüler/-innen der 13. Klasse in den Wahlpflichtkurs Darstellendes Spiel (DS) eingewählt. Doch nicht jeder war am Anfang begeistert. So sagte eine Schülerin: „Eigentlich war es nur meine Zweitwahl, aber im Endeffekt hat es richtig Spaß gemacht. Ich konnte endlich kreativ sein!“ Und eine andere: „Ich dachte echt nicht, dass Darstellendes Spiel so viel Spaß machen kann!“

In den DS-Kursen lernen die Schüler/-innen die Grundlagen des Theaterspielens. Dazu gehören der periphere Blick, der neutrale Stand, aber auch die verschiedenen Ebenen im Theater. Außerdem erkennen die sie, dass es wichtig ist, einen einheitlichen Dresscode zu haben. Denn so können sie sich besser in eine andere Rolle hinein versetzten und ihre Persönlichkeit ablegen.

Nach den Herbstferien begann die Bearbeitung der Stückvorlage. Im Drama „Woyzeck“ werden auch die Themen Liebe, Eifersucht und Klassengesellschaft thematisiert. Woyzeck ist ein armer Soldat, der alles versucht, um seine Familie zu unterstützen. Dafür verkauft er sogar seine Gesundheit an einen Arzt. Indem er bei einem Erbsenexperiment mit macht und an Schizophrenie erkrankt. Doch seine Freundin Marie betrügt ihn mit einem reicheren Mann (Tambourmajor), weshalb Woyzeck Marie am Ende tötet.

Die Themen sind bis heute präsent, weshalb jeder die Möglichkeit hat, sich in die Situation von Woyzeck hineinzuversetzen. „Fast jeder hat schon einmal geliebt oder kennt das Gefühl der Eifersucht. Liebe und Eifersucht sind ein Thema, dass die Gesellschaft prägt und nie aufhört.“ Nicht zu vergessen ist das Thema des Klassenunterschieds: Auch heute ist dieser präsent. Die Schere zwischen Arm und Reich wird auch bei uns immer größer.

Jeden Donnerstagnachmittag trafen sich die Schüler/-innen, um sich ein Stückchen weiterzuentwickeln. Der Unterricht begann stets mit Aufwärmübungen. So mussten sie unterschiedliche Persönlichkeiten und Gemütszustände darstellen. Des Weiteren lockerten die Schüler/-innen ihren Körper und ihre Stimmbänder auf, um möglichst überzeugend spielen zu können.

Um für das Stück proben zu können, einigten sich die Schüler/-innen auf bestimmte Szenen und bildeten Gruppen. Da es in einem Theater nicht nur Schauspieler/-innen gibt, haben sie auch ein Technikteam, eine Bühnenbildner- und Öffentlichkeitsarbeitsgruppe gebildet. Besonders gefreut hatte es die Teilnehmenden, dass die KSM die Zusage von Daniel Sempf von der Marburger Hörtheatrale bekommen hat. Und so gründete sich zusätzlich eine Hörspielgruppe. Diese übte ebenfalls wöchentlich mit Sempf und inszenierte so einen Teil des Stücks als Life-Hörspiel.

Während der Erarbeitung hat der Kurs sich dafür entschieden, Rollen doppelt zu belegen. Daher trugen die Schauspielenden unterschiedliche Requisiten und Kostümteile als Erkennungszeichen. Woyzeck trug eine Kappe, Marie einen Haarreif, der Hauptmann einen Helm und Tambourmajor einen Mantel.

Ensembleszenen aktualisierten den kritischen Gehalt von Büchners Drama. So wurden Armutsstatistiken zitiert, die verheerenden Folgen von toxischen Beziehungen thematisiert und auch die Auswirkungen von psychischen Krankheiten aufgezeigt.

Am Ende waren sowohl das Publikum, als auch die Schüler/-innen begeistert, dass sie es geschafft haben, das alte Dramenfragment von Büchner neu aufleben zu lassen.

Szenen aus dem Theaterstück