Project Description
Der Nationalsozialismus, der Zweite Weltkrieg und das Dritte Reich gehören zu den großen Themen des Geschichtsunterrichts der Oberstufe. Da es dabei nicht nur um Vermittlung eines Stückes deutscher Geschichte geht, sondern vor allem auch darum, Erinnerung wachzuhalten und eine kritische Haltung gegenüber Faschismus, Gewalt und Unterdrückung zu fördern, bleibt dieses Thema auch heute immer noch aktuell.
Deshalb begab sich die Jahrgangsstufe 13 des Beruflichen Gymnasiums der Kaufmännischen Schulen im Unterrichtsfach Geschichte auf eine Exkursion nach Hadamar. Begleitet von den beiden Geschichtslehrern Wolfgang Venjakob und Lars Wirth sollte dadurch das Thema „Nationalsozialismus in Deutschland – Verfolgung und Ermordung von Andersgläubigen und Minderheiten“ greifbar vermittelt werden.
In der örtlichen psychiatrischen Klinik Hadamars wurden unter der nationalsozialistischen Herrschaft im Rahmen der sogenannten „Aktion T4“ rund 14 500 Menschen ermordet. Das rassenideologische Konzept der Nationalsozialisten ging dabei davon aus, dass körperlich oder geistig behinderte Menschen aller Altersgruppen dem deutschen Volk keinerlei Nutzen brächten und deshalb sogenanntes „lebensunwertes Leben“ seien, das den Steuerzahler lediglich jede Menge Geld kosten würde. Bereits in Schulbüchern sollte die Haltung der Kinder dahingehend beeinflusst werden. Nicht zuletzt diese Schulbuchaufgaben waren es, die den Schülern des Beruflichen Gymnasiums bereits vor der Exkursion als besonders makaber aufgefallen waren.
Das Gelände der heutigen VITOS-Klinik beherbergt eine Dauerausstellung, die an die Gräueltaten des Dritten Reiches erinnert. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der Dokumentation der nüchtern und vollkommen bürokratisch geplanten Organisation und Durchführung der Tötungsmaßnahmen. Zur Verschleierung der tatsächlichen Vorgänge wurden allgemein gehaltene Begriffe wie „Gesellschaft für allgemeinen Krankentransport“ oder „Trostbriefabteilung“ verwendet. Letzterer bezeichnete eine eigens eingerichtete Abteilung, die Briefe mit gefälschten Sterbeurkunden an die Angehörigen verschickte. Dieser menschenverachtenden Verwaltungsstruktur standen Briefe und Berichte von und über in Hadamar getötete Insassen gegenüber. Gerade diese aufgearbeiteten Einzelschicksale, darunter auch ehemalige Krankenschwestern und Soldaten, die aufgrund ihrer Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg unter Depressionen litten und im Rahmen dieser Aktion ebenfalls ermordet wurden, beeindruckten und bewegten die Schüler am meisten.
Der anschließende Gang durch die original erhaltenen Kellerräume mit ehemaliger Gaskammer sorgte schließlich für eine die Situation widerspiegelnde Atmosphäre. Zwar wurde die Örtlichkeit noch von den Nationalsozialisten selbst teilweise wieder zurückgebaut, doch ist der Gedanke auch heute noch erschreckend, dass man die gleiche Treppe hinuntergeht wie viele tausend Menschen vorher, die diesen Keller aber nie wieder lebend verlassen haben.
Am Ende des Tages wurde die Exkursion gerade wegen des sensiblen Themas als lohnenswert empfunden, da ein lebendiger Zugang gewonnen wurde und die Unmittelbarkeit der Ereignisse nachdenklich stimmte.