Nach längerer corona-bedingter Pause führten auszubildende Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte Mitte Mai wieder eine Tagesfahrt nach Frankfurt durch. Die Klasse 10RA01 besuchte mit ihrem Klassenlehrer Sigi Groß das Kriminalmuseum im Polizeipräsidium der Mainmetropole.
Eine Beamtin, die dem Erkennungsdienst der Kriminalpolizei angehört, berichtete zunächst über die Frankfurter Polizeigeschichte und führte die Besuchergruppe dann durch das Museum. Dabei berichtete sie über spektakuläre Frankfurter Kriminalfälle wie den ersten Banküberfall nach dem Zweiten Weltkrieg und die Ermordung zweier Polizisten bei gewalttätigen Demonstrationen gegen den Ausbau des Flughafens („Startbahn West“) im November 1987.
Die Schülerinnen lernten auch den Unterschied zwischen „kalter Arbeit“ (Aufschneiden) und „warmer Arbeit“ (Aufschweißen eines Tresors) kennen. Mittlerweile werden die Tresore aus den Bankfilialen komplett „mitgenommen“ und an einem anderen Ort aufgesprengt.
Interessant anzusehen waren auch diverse Drogenverstecke, ein aufgesprengter Zigarettenautomat sowie professionell gefälschte Banknoten und Ausweisdokumente. Ein offensichtlich unprofessionell gefälschtes Kfz-Kennzeichen lässt dagegen an der Intelligenz der oder des Täter(s) zweifeln.
Interessante Details erfuhren die Auszubildenden auch über den Mord an der Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt im November 1957. Zunächst gab es einen Verdächtigen, der auch vor Gericht gestellt, dann aber nach dem Grundsatz „Im Zweifel für den Angeklagten“ freigesprochen wurde. Der Täter konnte bis heute nicht ermittelt werden und wird sich auch nicht mehr ermitteln lassen, zumal er aufgrund des Tatzeitpunktes vielleicht auch nicht mehr lebten dürfte.
Im Frühjahr 1990 trieb der „Hammermörder“ sein Unwesen und verstümmelte und tötete sechs Obdachlose, die auf Parkbänken schliefen. Nach einem weiteren Mordversuch, bei dem das Opfer lebensgefährlich verletzt wurde, konnte er ermittelt und festgenommen werden. – In einem privaten Bordell im „Kettenhofweg“ wurden im August 1994 ebenfalls sechs Menschen (die Bordellbetreiber und vier „Liebesdienerinnen“) brutal ermordet. Eine ehemalige Prostituierte, die dort arbeitete, und ihr Ehemann konnten als Täter ermittelt und verurteilt werden.
Schließlich der Fall „Henry Jäger“: Im Dezember 1954 überfiel er eine Rentenzahlstelle der damaligen Deutschen Bundespost. Zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt mutierte er vom Posträuber zum Schriftsteller. Über den Anstaltspfarrer schmuggelte er das auf Toilettenpapier geschriebene Manuskript aus dem Gefängnis. Sein erster Roman „Die Festung“ wurde so zum Bestseller. Das Geld aus dem Postraub zahlte er später aus den Einnahmen als Buchautor zurück.
Die neuesten Asservate stammen aus dem „Dannenröder Forst“: Demonstranten/-innen gegen den Weiterbau der „A 49“ ließen ihre Hände in Metallteile, die in Erdboden eingegraben waren, einbetonieren.
Fazit: Ein Besuch im Kriminalmuseum in Frankfurt lohnt sich!