Theater „Morgen oder Madagaskar“
Endlich sind auch in der schulischen Suchtprävention wieder besondere Veranstaltungen möglich. Finanziert durch das hessische Förderprogramm „Löwenstark – der BildungsKICK“ luden die Schulsozialarbeiterin Birgit Struppek sowie die Beratungslehrkraft für Sucht- und Gewaltprävention Katja Weiß das Theaterensemble Radiks aus Berlin in die Kaufmännischen Schulen Marburg (KSM) ein.
Am 16. April war es soweit: Der Spielraum in der Aula war vorbereitet und die Stühle besetzt. Teilgenommen haben 8 Klassen aus der Jahrgangstufe 11 des Beruflichen Gymnasiums sowie der Fachoberschule. Die Schüler/-innen erwartete die einstündige Theatervorstellung „Morgen oder Madagaskar“ mit anschließender Nachbesprechung durch die zwei Darsteller.
In diesem Theaterstück ging es um die Themen Abhängigkeiten, Medienmissbrauch, Mobbing, Gewalt, Alkohol, Drogen und Sucht. Die zwei Protagonisten improvisierten als Conny, eine Theaterpädagogin, und Lukas, Gehilfe des Hausmeisters, in einzelnen Szenen die Geschichte von Sophie, ihrem alkoholsüchtigen Vater und ihrem drogenabhängigen Freund Finn. Wie es anfing mit dem Drogen nehmen bei Sophie und wie sie immer tiefer abgerutscht ist, auch mit der Hilfe von Finn. Im Laufe des Stückes wird deutlich, dass Conny die Schwester von Sophie ist und selbst mit Co-Abhängigkeiten und Schuldgefühlen kämpft.
Das Publikum erfährt auch wie Lukas Leben durch seinen Alkoholismus auf die schiefe Bahn geraten ist, er aber durch seinen alkoholsüchtigen, gewalttätigen Vater von Anfang an davon geprägt war. Die dargestellten Szenen waren sehr real und schon während der Aufführung waren manche Schüler/-innen sehr betroffen, mussten den Raum verlassen oder haben geweint.
Auch in der anschließenden Nachbesprechung ging es um den Realitätsbezug der angesprochenen Themen. Interessant war die Erkenntnis, dass wir alle von irgendetwas abhängig sind, vom Schulbus, vom Taschengeld, vom Handy etc. Dies ist zunächst normal und meist vorübergehend. Schlimm und dauerhaft ist, wenn Abhängigkeit zur Sucht wird, bei Zigaretten, Alkohol, Cannabis, härteren Drogen. Hier stellte sich die Frage, an welcher Stelle hätten die einzelnen Personen aussteigen und ihren Lebensweg ändern können.
Ebenso war die Schauspielerei ein Thema, über das sich zwei Schülerinnen im Anschluss informierten und nach Schauspielschule und Einkommen fragten, denn es werden bereits erste Erfahrungen im Jugendtheater des Marburger Theaters am Schwanhof gesammelt.
An dieser Stelle nochmals ein großes Dankeschön an das Berliner Ensemble Radiks für diese gelungene Aufführung von „Morgen oder Madagaskar“ sowie die interessante und anregende Nachbesprechung.
Als Fazit dieser Veranstaltung sollte den Schülern/-innen folgendes im Gedächtnis bleiben: Niemand ist mit seinen Problemen allein, sehr viele sind gleichermaßen betroffen. Holt euch Hilfe bei Bedarf. Es gibt viele Möglichkeiten der Unterstützung und Lösungen, um aus den Schwierigkeiten herauszukommen. Aber verschiebt den Beginn einer Veränderung nicht immer auf Morgen oder so weit weg wie „Madagaskar“, sondern setzt euch Ziele – ebenfalls „Madagaskar“ als Synonym, denn da möchte Figur Lukas (noch)mal hin – und verfolgt diese mit den richtigen Entscheidungen im Leben.