Büromaschinenausstellung an den Kaufmännischen Schulen multimedial unterwegs

Wer einen Blick auf die Ausstellungswand im ersten Stock der Kaufmännischen Schulen Marburg (KSM) wirft, bekommt einen Einblick in alte Schreib-, Rechen- und Bürotechnik, den es sonst nur im Museum gibt. In einer jährlich wechselnden Ausstellung werden aus über 200 Exponaten unterschiedliche Sammlungen präsentiert. Die derzeit laufende Ausstellung gibt einen Überblick über „Meilensteine der Schreibmaschinengeschichte“ und das erstmals auch multimedial. Vierzehn mechanische und elektrische Schreibmaschinen mit unterschiedlichen Konstruktionsmerkmalen sind zu sehen. Die älteste Maschine stammt aus dem Jahr 1888. Sogenannte „QR-Codes“, die Interessierte über ihr Smartphone einscannen können, verlinken auf entsprechende Seiten der Schulwebsite und liefern weitergehende Infos über die Exponate wie Baujahr, Herstellungsland und besondere Konstruktionsmerkmale. Ein digitaler Bilderrahmen präsentiert weitere Maschinen, die so wertvoll sind, dass sie im Original nur noch in Vitrinen privater Sammler sowie einschlägiger Museen zu sehen sind.

Carsten Erbes, stellvertretender Schulleiter an den KSM, unterrichtet im Lernfeld „Öffentliche Netze und Dienste“ und besuchte mit Auszubildenden in den IT-Berufen die Ausstellung. Für besondere Aufmerksamkeit sorgt die „Mignon 4“, eine Schreibmaschine, bei der die Buchstaben nicht über Tasten direkt aufs Papier gebracht werden, sondern in dem die linke Hand mit Hilfe eines Zeigers ein bestimmtes Zeichen auf einem gewölbten Zeichenfeld ansteuert und der Druckvorgang mit der rechten Hand über eine Schreibtaste ausgeführt wird. Trotz aller Unterschiede zu modernen PCs erkennt Steve Pickels (Klasse 12 IT 01) auch Gemeinsamkeiten. „Das heutige Tastaturlayout gab es im Prinzip schon auf vielen der hier ausgestellten Maschinen“, stellt er fest und ein Mitschüler wundert sich über das @-Symbol, das schon auf der Tastatur einer Schreibmaschine zu finden ist, die über 100 Jahre alt ist.

Siegfried Groß, Initiator der Büromaschinensammlung, Lehrer und Koordinator für Fachpraxis an den Kaufmännischen Schulen, ist selbst passionierter Sammler alter Schreib- und Bürotechnik sowie Gründungsmitglied eines weltweit tätigen Büromaschinen-Sammlervereins. „In einer Wegwerfgesellschaft müssen Kulturgüter – dazu gehören neben Schreib- und Rechenmaschinen auch entsprechende Exponate aus der Bürotechnik – erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden“, so seine Intention.

Seit fast zehn Jahren präsentieren die Kaufmännischen Schulen Marburg deshalb nun schon ihre Ausstellungswand mit den Exponaten aus den Bereichen Schreib-, Rechen- und Bürotechnik sowie der Datenverarbeitung.

Die Konstrukteure vieler Maschinen waren aus technischer Sicht ihrer Zeit weit voraus und haben zum Teil Designerpreise erhalten, erklärt Groß. Als Beispiel nennt er die Typenkugel in elektrischen Schreibmaschinen eines bekannten US-amerikanischen Herstellers in den 1960er Jahren, die jedoch schon Ende des 19. Jahrhunderts in verschiedenen Schreibmaschinenmodellen zum Einsatz kamen. Auch die heutigen PCs haben ihre Grundlage überwiegend in den Erfindungen von Rechen- und Schreibmaschinen zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert.

Eine Besichtigung der Exponate und eine erläuternde Führung nach vorheriger Anmeldung und Terminabsprache sind auch für externe Besucher möglich.

Steve Pickels (Schüler der IT-Klasse 12IT01, Mitte) scannt gerade den QR-Code der „Remington 7“ ein. Der stellvertretende Schulleiter, Carsten Erbes (links) und der Initiator der Ausstellungswand, Siegfried Groß (Koordinator für Fachpraxis an den KSM), tauschen sich über Besonderheiten der aktuellen Exponate aus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die „Mignon 4“, ein Schreibmaschinenmodell aus dem Jahre 1923.

 

 

 

 

 

 

 

 

Hierzu erschien in der „Oberhessischen Presse“ am 16.10.2018 der folgende Artikel: