Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte besuchen JVA Schwalmstadt

Als wir in Schwalmstadt-Ziegenhain ankamen, sah es aus wie in einer normalen unauffälligen Stadt. Erst im Stadtkern sah man die JVA. Wir wurden in Gruppen reingelassen und mussten am Eingang unsere Personalausweise abgeben. Dann gingen wir durch die Schleuse in einen kleinen Vorraum, wo wir unsere Taschen und Handys abgeben mussten und auf unerlaubte Gegenstände kontrolliert wurden.

Nach der Kontrolle haben wir uns in einem Besprechungsraum versammelt. Dort kam dann auch der Gefängnisdirektor dazu und hat uns ein paar Dinge über die JVA erzählt. Er hat viel darüber gesprochen, wie viel Geld die JVA kostet und welche Angebote (z. B. Schul- und Berufsausbildung) die Insassen nutzen könnten.

Nach dem Gespräch sind wir mit zwei Justizvollzugsbeamten durch die JVA gelaufen. Zuerst haben wir die Besucherräume gesehen. Es gibt einen großen Raum mit vielen Tischen und Stühlen sowie ein paar Spielsachen. Ein kleinerer, etwas wohnlich eingerichteter Besuchsraum ist dafür gedacht, dass sich die Häftlinge mit ihren Partnern zurückziehen können. Neben diesen Besucherräumen gibt es Räume, in denen sowohl Besucher als auch Insassen nach unerlaubten Gegenständen durchsucht werden. Der Beamte, der diese Durchsuchung durchführt, hat uns ein paar lustige Geschichten erzählt und, dass die Insassen mit ihren Verstecken ziemlich kreativ sind.

Danach sind wir in den Innenhof der JVA gegangen. In der Mitte gab es ein Stück Rasen, auf dem ein paar Turngeräte und einzelne Bänke standen. Die Insassen können sich pro Tag nur eine Stunde auf dem Innenhof aufhalten. Als die Beamten uns erzählten, dass es ab und zu Auseinandersetzungen zwischen den Häftlingen gibt habe ich gefragt, ob es „Gangs“ in der JVA gibt. Der Beamte meinte nur, es würde verschiedene Gruppen geben. Wir haben uns als nächstes eine Zelle angesehen; sie war ziemlich klein. Es gab ein Regal, einen Tisch mit daran befestigtem Stuhl, ein Bett und neben dem Bett eine Toilette mit Waschbecken oben drauf. Diese Zelle sah echt schrecklich aus. Die Toilette war total versifft und es zeigt eine Kamera drauf. Aber obwohl es so schrecklich aussah, hätte ich es mir schlimmer vorgestellt.

Ich finde schon fast, dass es die Insassen zu gut in ihrer Zelle haben, da sie auch Geld verdienen und sich Sachen von außerhalb bestellen können. Anschließend waren wir in der Kapelle, die für jede Glaubensrichtung umdekoriert wird. Die Idee, dass die Insassen in die Kapelle können, finde ich sehr gut, das sie dann wenigstens um Vergebung bitten können. Ob sie einem gewährt wird, ist dann etwas Anderes.

In der JVA gibt es mehrere „besonders gesicherte Hafträume“. Sie sehen aus wie Bunkerzellen. Dort werden Randalierer und suizidgefährdete Häftlinge eingesperrt. In einer Zelle stand nur ein Bett mit Schlingen, mit denen die jeweilige Person an Händen und Füßen fixiert werden, in den anderen stattdessen eine nicht-brennbare Matratze. Die Toilette ist im Boden eingelassen. Die Wände im Bunker relativ weich, damit sich niemand verletzen kann.

Danach waren wir auf dem Sportplatz und im Fitnessraum, wo die Insassen auch pro Tag nur eine Stunde verbringen dürfen. Wenn sich jemand daneben benimmt, können die Beamten den Insassen auch dieses Privileg streichen.

Zuletzt waren wir in der „Sicherheitsverwahrung“. Dort leben die Insassen, die ihre eigentliche Strafe bereits abgesessen haben, ein Gericht jedoch die „besondere Schwere der Schuld“ festgestellt hat. Sie erfüllen damit noch nicht die Voraussetzungen für ein Leben außerhalb der JVA.

n diesem Gebäudeteil sah es aus wie in einer Jugendherberge. Es gab einen langen Flur und an den Seiten waren Zimmer. Außerdem gab es einen großen Aufenthaltsraum, in dem ein Fernseher sowie ein Tisch mit Stühlen standen und in dem sogar geraucht werden durfte. Die Sicherungsverwahrten bewohnen keine normalen Zellen, sondern leben jeweils in einem Bereich mit Wohnzimmer, eigenem Fernseher, Schlafzimmer und Bad. Obwohl sie ihre Strafe schon abgesessen haben, war es doch recht klein, aber die sind ja selber schuld, dass sie noch dasitzen.

Mein Fazit

Ich finde, es war ein sehr interessanter Ausflug in die JVA. Es war gut zu sehen, wie alles dort aufgebaut ist und wie dort gelebt wird. Obwohl ich finde, dass es ab und an zu locker ist und die Insassen nicht streng genug behandelt werden, bekommen sie schon, was sie verdienen. Die Beamten in der JVA Schwalmstadt haben auf jeden Fall keinen einfachen Job, aber viel Humor, was in diesem Beruf sehr wichtig ist. Ich hätte gern mit ein paar Insassen geredet, um ihre Geschichten zu hören – aber leider ging das nicht.

Stefanie Gutknecht (Klasse 11RA01)

Außenansicht mit Eingang zur JVA

 

 

 

 

 

 

 

Außenansicht

 

 

 

 

 

 

 

Abteilung „Kornhaus“

 

 

 

Infobox (Quelle: wikipedia.de und https://justizvollzug.hessen.de/JVA-Schwalmstadt)

Die JVA Schwalmstadt ist eine von 16 hessischen Justizvollzugsanstalten. In der geschlossenen Hauptanstalt mit höchster Sicherungsstufe sind rund 300 männliche Erwachsene mit einer Strafhaftdauer von 24 Monaten bis lebenslang untergebracht. Zudem wird hier auch die Sicherungsverwahrung für die Bundesländer Hessen und Thüringen vollstreckt. Im rund 200 m entfernt liegenden, mit geringerer Sicherheitsstufe angegliederten „Kornhaus“ können bis zu 64 weitere Gefangene untergebracht werden. Hier werden Freiheitsstrafen an Personen ab 55 Jahren, Freiheitsstrafen bis 12 Monate und Freiheitsstrafen an lockerungs- und urlaubsberechtigten Gefangenen durchgeführt. Die JVA hat rund 230 Mitarbeiter.

Während der Haftdauer können Schulabschlüsse nachgeholt und berufliche Bildungsmaßnahmen absolviert werden. So ist eine Ausbildung zum Koch, Ausbaufacharbeiter (Zimmerer), Metallbauer sowie zum Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker möglich.

Spektakulärster Vorfall

Am 4. April 1993 wurde ein wegen dreifachen Mordes verurteilter Häftling mit Hilfe eines Panzers befreit. Ein Freund des Insassen hatte vom Gelände der Herrenwaldkaserne in Stadtallendorf einen Fuchs-Panzer entwendet, damit vier Gefängnistore durchbrochen und den beim Hofgang befindlichen Häftling durch eine Luke einsteigen lassen. Anschließend fuhren sie mit dem Panzer wieder aus der Anstalt und entkamen in einem Waldgebiet. Der Dreifachmörder konnte erst drei Monate später im Elsass gefasst werden.